Kurz erklärt

 

Hier werden Begriffe aus den Feldern Beratung, Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation kurz und verständlich erläutert.

 
Achtsamkeit

Eine gängige Definition von Achtsamkeit stammt von Jon Kabat-Zinn: „Achtsamkeit bedeutet, auf eine bestimmte Weise aufmerksam zu sein: bewusst im gegenwärtigen Augenblick und ohne zu urteilen.“ Das chinesische Zeichen für Achtsamkeit besteht aus zwei Teilen: ein Zeichen für Herz/Geist und eines für Gegenwart, und bedeutet so viel wie „mit ganzem Herzen im gegenwärtigen Moment zu sein“. Als Prinzip der Meditation wird Achtsamkeit seit 2500 Jahren im Buddhismus gelehrt und praktiziert. Im Zustand der Achtsamkeit ist die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick gerichtet, ohne diesen verändern und ohne etwas erreichen zu wollen. Der Begriff der Achtsamkeit umfasst eine wache, offene, annehmende, akzeptierende, nicht urteilende und nicht wertende Haltung gegenüber allem, was in diesem Moment passiert. Dies beinhaltet sowohl Sinneswahrnehmungen und Körperempfindungen als auch Gedanken, Gefühle und Stimmungen. Kurz erklärt von Dr. Sabine Giesbert, www.mbsrmuenster.de


Beziehungsohr

Im Modell 4 Seiten einer Nachricht von Friedemann Schulz von Thun werden Kommunikationsmuster verständlich gemacht. Wie hören wir zum Beispiel Nachrichten von anderen Menschen? Eine Möglichkeit ist, mit dem Beziehungsohr zu hören. Wir beziehen die Aussagen auf uns, nehmen sie oft auch persönlich, fühlen uns eventuell kritisiert und verletzt. Das Beziehungsohr ist aber auch sensibel für Zwischentöne, ist einfühlsam und kann Gefühle gut hören. Anhand der Ohren (es gibt noch das Sachohr, das Selbstaussageohr und das Appellohr) wird deutlich, warum wir uns vielleicht oft missverstanden fühlen oder andere uns „falsch“ verstehen: Wir sprechen und hören dann buchstäblich auf unterschiedlichen Frequenzen. Viele Beispiele gibt es aus der Mann-Frau-Kommunikation oder aus der Kommunikation zwischen Chef und Angestellten.


Coaching

Es existiert weder eine einheitliche Definition noch ein einheitliches Ausbildungskonzept. So darf sich erst mal jeder „Coach“ nennen. Ursprünglich leitet sich das Wort vom Begriff „Kutsche“ ab, über den Coach im Sport hat es sich dann als Begriff im Berufskontext etabliert. Mit Coaching wird ein Prozess bezeichnet, der (früher meist Führungskräfte) darin unterstützt, Anforderungen (wie z.B. Führen von Mitarbeitergesprächen) zu bewältigen. Dabei ist Coaching oft eine Mischung: Es soll Anregungen geben, eigene Lösungen zu entwickeln, kann auch fachliche Hinweise enthalten und berücksichtigt persönliche Stärken und Schwächen. Heute wird Coaching für viele verschiedene Zielgruppen angeboten und bedeutet eine Begleitung zur Bewältigung von beruflichen Herausforderungen. Bei der Suche nach einem Coach sollte immer auf die Qualifikationen geachtet werden, da sich einige schwarze Schafe in der Branche tummeln. Über ein Erstgespräch kann man sich ein persönliches Bild machen. Honorare von Coaches liegen meist zwischen 80 und 300 € pro Stunde, je nach Zielgruppe.


Demotivation   

Motivation bezeichnet eine aktive, zielgerichtete, intensive und ausdauernde Verhaltensweise oder Handlung. Zugrunde liegen uns innewohnende Motive, die persönlichkeitsbedingt unterschiedlich sind (z. B. das Motiv Unabhängigkeit oder Anerkennung). Wir handeln, um diese Motive zufriedenzustellen: Wir sind aus uns heraus (intrinsisch) motiviert. Wenn wir durch äußere Anreize zum Handeln bewogen werden (z. B. im Job durch Bonuszahlungen), sind wir extrinsisch (von außen) motiviert. Im Fall der Demotivation spüren wir fehlende Anreize zum Handeln, wir sind inaktiv, richtungslos, fühlen nicht intensiv in Bezug auf eine Sache. Die Ursache für Demotivation kann in uns liegen, zum Beispiel weil wir in uns wohnende Motive zu wenig kennen und gegen sie handeln. Es hat keinen Sinn, durch eine intensive Handlung etwas zu erfüllen, was für uns gar nicht attraktiv ist. Unser Modus wechselt auf „Demotivation“. Ursachen können auch im Außen liegen, zum Beispiel im Arbeitsumfeld (wir werden schlechter bezahlt, der Kollege erhält eine bevorzugte Behandlung …). Auch hier hat Motivation keinen Sinn mehr, wir spüren den Wegfall von Schwung, Elan und Spaß – wir sind demotiviert.


Emotionale Intelligenz

Das Konzept einer Emotionalen Intelligenz wurde Anfang der 1990er-Jahre von zwei Psychologen in den USA formuliert und hat seitdem stark an Popularität gewonnen. Die Autoren dieses Konzepts verstehen unter Emotionaler Intelligenz die Fähigkeit, mit eigenen Emotionen und denen anderer umzugehen. Auch die Fähigkeitsbereiche des Verstehens und des Analysierens von Emotionen, die Anwendung des eigenen emotionalen Wissens, die Fähigkeit zur Regulation eigener Emotionen und auch die Förderung des Denkens durch emotionales Wissen gehören mit zu dieser Fähigkeit. In der Psychologie steht dieses Intelligenzkonzept in der Kritik, da es bis jetzt noch nicht gelungen ist, zuverlässige Tests und Messansätze zu finden, diese Fähigkeit mit wissenschaftlichen Methoden zu erfassen. Emotionale Intelligenz spielt im Alltagsverständnis im Gegensatz zur klassischen Intelligenz, die mit dem bekannten Intelligenzquotienten gemessen wird und eher ein Prädiktor für den Schul- und Berufserfolg ist, eine wichtige Rolle für das Funktionieren sozialer Beziehungen und für ein harmonisches Familienleben. Für weitere Informationen siehe Werke des amerikanischen Journalisten Daniel Goleman, der wesentlich zur Popularisierung der Emotionalen Intelligenz beitrug.


Flow

Wenn wir uns im Flow befinden, konzentrieren wir uns auf etwas, das uns fordert und das wir gerne machen, wir vergessen dabei die Zeit und den Raum um uns, wir vergessen uns sogar selbst, denn unsere Gedanken sind nur bei dem, was wir dort gerade tun. Der Begriff Flow beschreibt also das Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit. Ob nun beim Sport, beim Modellbauen, der Gartenarbeit oder dem konzentrierten Lauschen eines Klavierstücks, der Zustand des Flows ist ein sehr individueller Vorgang und wird von jedem Menschen bei unterschiedlichen Tätigkeiten in unterschiedlicher Art und Weise empfunden.Wichtig ist, um in den Flow zu kommen, dass wir etwas tun, was wir gerne tun und was unsere volle Konzentration fordert, aber zu keiner Überforderung führt. Außerdem müssen uns die Ziele unserer Aktivität bewusst sein und wir dürfen nicht abgelenkt werden. Einmal angekommen in dem Zustand des Flows, der sich in etwa mit „Schaffensrausch“ übersetzen lässt, vergessen wir alles um uns herum, und unser Fühlen, unser Wollen und unser Denken sind in Übereinstimmung. Man kann den Flow außerdem auch als eine Art von Glück auffassen, das wir selbst beeinflussen können. Für weitere Informationen siehe Werke des ungarischen Psychologen Mihály Csíkszentmihályi, Mitbegründer der Flow-Theorie.

 

Focusing

„Focusing nenne ich die Zeit, in der man mit etwas ist, das man körperlich spürt, ohne zu wissen, was es ist.“ (Gendlin)

 

Eugene Gendlin (1926-2017) beschäftigte sich mit der Frage, warum mein "Bauchfgefühl" mir sagt, was gut ist oder nicht, ich es aber nicht erklären kann. Also eine Art von Wissen, Körperwissen, das nicht über den Kopf läuft, also kognitiv Verarbeitetes enthält, sondern Informationen aus einer anderen Quelle. 

Gendlin´s Konzept vom Körper meint nicht einen physiologisch messbaren Körper wie in der Medizin oder eine Art Maschine wie in der Naturwissenschaft. Gendlin versteht den Körper nicht nur als etwas von außen bekanntes, sondern als von innen gespürten Körper.

Der Körper macht so Gendlin „seinen eigenen Prozess“, er ist nicht künstlich, nicht aus der Wahrnehmung von jemanden entstanden, der Körper lebt von sich selbst aus und macht aus sich selbst heraus seinen nächsten Lebensprozessschritt.

Diese Verständnis bedeutet in der damaligen Psychologie einen Paradigmenwechsel vom Reiz-/Reaktionsmodell der behavioristischen Psychologie hin zu einem organismischen Menschenbild, wie es auch Rogers verstand.

Für Gendlin bedeutet dieser Paradigmenwechsel, dass ich als Person in Kontakt mit meinem eigenen Erleben kommen kann. Der Mensch selbst ist in Interaktion mit dem, was im Innern körperlich spürbar ist und kann diese innerlich spürbare wie eine Person befragen. Im Dialog mit dem Körper können fehlende Informationen gefunden werden, damit alles, was dazugehört, berücksichtig werden kann. Als Voraussetzung ist es aus Gendlins Erfahrung wichtig, sich selbst mit Absichtslosigkeit, Akzeptanz und freundlicher Neugierde zu betrachten – wie einen guten Freund oder eine gute Freundin.

Gendlin beobachtete, dass weiterführende Entwicklungen besser in persönlicher Beziehungen stattfinden, Focusing funktioniert leichter in Gesellschaft oder Begleitung einer Person, die auf bestimmte Art zuhört und durch den Focusing – Prozess führt.

Als Vorbereitung für einen Focusing-Prozess ist es nötig in Kontakt mit dem Körper zu kommen, den Körper zu spüren, wie mit Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen.

Buchtipp: Focusing zum Ausprobieren: Eine Einführung für psychosoziale Berufe (Personzentrierte Beratung & Therapie) Taschenbuch – 10. Oktober 2016 von Christine le Coutre

 

Inneres Team

Ist eine Methode, die von Friedemann Schulz von Thun entwickelt wurde. Sie stellt mittels Zeichnung dar, welche Anteile (Teammitglieder) in uns aktiv werden. Die Methode findet Anwendung in der Beratungs- und Coachingarbeit. Ausgangspunkt ist meist das Gefühl von „un-eins“ sein. Eine Lebensfrage, eine wichtige Entscheidung kann nicht eindeutig beantwortet werden. Hier kann das Innere Team als Klärungshilfe eingesetzt werden. Vorgehen: 1. Eine Frage wird formuliert (z.B. Will ich mich neu bewerben?) 2. Ein Inneres Team wird visualisiert. Alle Anteile, die zu dieser Frage etwas zu sagen haben (z.B. „Bloß nicht, das ist viel zu unsicher“) werden notiert. Jedes Teammitglied bekommt einen Satz und einen Namen (z.B. „Der Sicherheitsbeauftragte“). Meist werden 4-8 Teammitglieder sichtbar. Mit diesen unterschiedlichen inneren Positionen kann dann weiter gearbeitet werden. Wichtig ist, sie erst mal sichtbar zu machen, um sich selber besser in seinen Ambivalenzen zu verstehen.

Variante (siehe auch Bild unten): Um sich selber besser zu erkunden, kann die Frage auch lauten "Wie geht es mir eigentlich gerade mit einer bestimmten Situation, Person...?".