Als Kind bekam ich einen Kettenanhänger geschenkt. Er bestand aus einem Herz, einem Anker und einem Kreuz. Meine Mutter erklärte mir, das diese drei Symbole für "Glaube, Liebe, Hoffnung" stünden. Den Kettenanhänger habe ich irgendwann abgelegt, verlegt, verloren. Die Stimme meiner Mutter trage ich in mir, die mir diese drei Worte sagt: Glaube, Liebe, Hoffnung. Vielleicht weil es Ostern wird und ich nicht im klassischen Sinne gläubig bin, beschäftigt mich die Frage, woran ich glaube. An die Liebe. Und an die Hoffnung. Daran glaube ich.
So hoffe ich zum Beispiel, das wir Menschen unseren liebevollen und wertschätzenden Blick nicht verlieren. Weil wir zuviel im Homeoffice sitzen, uns zuwenig umarmen, unser Blick nur noch auf Impfdosen, Schnelltests, Zahlen und Statistiken gerichtet ist. Eine Art Blickverengung, Tunnelblick, Angst, Sehnsucht nach Sicherheit, Ellbogen raus, ich, ich, ich... Die Pandemie stärkt unser Ego auf ungute Weise und bringt an einigen Stellen das ans Licht, was zwar menschlich ist, doch nicht so mitmenschlich. "Der Mensch wird am Du zum Ich" (Martin Buber) und das meint für mich, das ich neben Selbstliebe, Selbstverantwortung und Selbstbewußtsein dies auch für andere Menschen haben sollte: Liebe, Verantwortung und das Bewußtsein, das wir nur zusammen überlebensfähig sind.
"It's simple, but nocht easy" - so simpel sich das anhört, so sehr nagt an mir das Erkennen, wie herausfordernd es ist. Im Alltag, im Straßenverkehr, im Bus, in der Warteschlange... wie schnell richtet sich der Blick eher auf das Nicht-Gute in den anderen Menschen - und wie schnell bin ich manchmal bereit, andere abzuwerten, ungeduldig zu sein, nicht hinzuhören, wegzusehen... So ist jeder Tag eine Übung. Jeder neue Tag eine Freude. Blauer Himmel und die rosa blühenden Kirschblüten. Und ein Rotkehlchen singt.