In alten Fotokisten kramen

Neulich wühlten wir in Fotokisten meiner Mutter. Meine Schwester und ich hielten uns wechselseitig mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken Fotos unter die Nase. Mal entzückt, mal gerührt, mal irritiert: "Bin ich das? So sah ich aus? Ohjeh..."

Die Fotos können wir nicht mehr verändern, scheinbar objektiv zeigen sie uns ein Bild unserer Geschichte. So sind wir groß geworden, so war das also in unserer Familie. Was wir allerdings dazu tun, ist unsere subjektive Erinnerung, unsere Bewertung der Ereignisse. Wie unterschiedlich die ausfällt, wurde mir wieder deutlich im Austausch mit meiner Schwester. Sie hat vieles anders erlebt, erinnert sich an Szenen, von denen ich nichts mehr weiß - und umgekehrt.

Wie erzählen wir unsere (Lebens)Geschichte? Wieviel Gutes, Stärkendes, Positives erinnern wir? Oder fällt uns das Schmerzliche, Schwierige schneller ein, ist mehr im Vordergrund?

Ich schaue auf das Foto mit der kleinen Petra. Eine Variante meines Lebensskriptes könnte sein "da sehe ich aber einsam aus, so ganz allein, wo waren die anderen...". Mir gefällt besser: "schön, wie ich so entschlossen den Weg entlang stapfe - da hatten die Eltern Vertrauen in mich, das sie mich so weit vorlaufen ließen."

 

Wie schreiben Sie Ihre Geschichte?